Rückblick Konzert 2022
Rückblick Konzert 2022



Vor unserem Passionskonzert haben uns eine erhebliche Planungsunsicherheit und viele Fragen beschäftigt: können wir trotz Corona unsere Konzerte wie vorgesehen durchführen, können wir auf unsere Sängerinnen und Sänger zählen, dürfen wir dann im April vor grossem Publikum auftreten? Doch ungeachtet aller Unsicherheiten planten und probten wir weiter. Unsere Zuversicht wurde belohnt: das zahlreich erschienene Publikum durfte ein ergreifend schönes Konzert erleben.
Passend zur Passionszeit führten wir zwei kaum je aufgeführte Werke unbekannter Komponisten auf. Von Michel-Richard de Lalande das «De profundis» und von Niccolò Jommelli die wunderschöne «Missa pro Defunctis», die bekannteste Totenmesse vor Mozarts unvollendetem Requiem.
Das Ensemble la fontaine hat die beiden Werke aus dem französischen Frühbarock mit einer kaum je gehörten Instrumentierung dargeboten, nämlich mit 4 verschiedenen Bratschen auf historischen Instrumenten– was dieser Musik einen ganz besonderen Klang verleiht.

Stimmen aus dem Publikum:
«Ganz besonders beeindruckt haben mich die beiden Requiem-Stellen von Jommelli. Wie ihr die Piano-Passagen zum Ausdruck bringt, leise, geheimnisvoll und doch mit einem gewaltigen Klangvolumen, lässt einen die ewige Ruhe förmlich miterleben. Ihr versteht es meisterhaft, Musik und Text verschmelzen zu lassen, und eure Innigkeit im Klang geht unter die Haut.»
«Euer Konzert in Stäfa war eine Glanzleistung. Es war soooo wunder-wunderschön. Eine grosse Freude. Und all die Fugen, die ihr da meistern musstet. Und die zwei Flötistinnen in dauerndem Wechsel von Travers zu Blockflöte. Einfach grossartig.»
«Gestern waren wir seit langer Zeit wieder in Stäfa in Eurem Kirchenkonzert und es war wieder wunderschön! Auch unsere Freunde, die einmal mehr mit von der Partie waren, waren hellauf begeistert. Jommelli war mir bisher kein Begriff. Wer weiss, wie viele wunderschöne Werke wenig beachteter oder gar vergessener Meister in so manchen Archiven schlummern und ihrer Entdeckung harren.»
«Es war wunderschön und wirklich sehr berührend. Diese Art der Musik geht bei mir immer wie nach Innen.»
«Das Zusammenspiel zwischen Orchester, Solisten, Chor und Dirigent war ein sehr harmonisches und schönes Erlebnis.»
«Ich hörte schon immer Barockmusik – aber mit Eurem Konzert ging für mich nun eine Türe auf … jetzt habe ich einen wunderbaren Zugang du dieser Epoche.»
„Ihr habt mit dem Chor einen Klang hingekriegt wie noch nie
Hörproben:
Play Video
Michel-Richard de Lalande
«De profundis clamavi»
Play Video
Niccolò Jommelli
«Lux eterna»
Play Video
Niccolò Jommelli
«Requiem»
Komponisten und Werke
Marc-Antoine Charpentier
(1643 – 1704)
war ein französischer Komponist zur Zeit Ludwigs XIV. Mit der Absicht, Malerei zu studieren, reiste er 1665 nach Rom. Dort kam er in Kontakt mit Giacomo Carissimi, einem damals berühmten römischen Komponisten, und wandte sich als dessen Schüler fortan
der Musik zu.
Ab 1670 hatte er eine Anstellung bei
Marie de Lorraine (Fürstin von Monaco) inne, die an ihrem Hof ein berühmtes Musiker- und Sängerensemble unterhielt. Später wurde er als maître de chapelle bei den Jesuiten an der Kirche Saint Louis berufen.
1698 schliesslich erhielt er eine feste Anstellung als Musiklehrer an der königlichen
Hofkapelle; zudem hatte er zu allen feierlichen Anlässen Musik zu komponieren.
Erhalten ist eine Vielzahl kirchlicher Werke; sein Erbe umfasst 28 handschriftliche Bände mit rund 550 Werken. Eines seiner bekanntesten Werke ist das Hauptthema aus dem Präludium seines Te Deum, das als Fanfare im Rahmen von Eurovision-Sendungen verwendet wird.
Symphonie pour un reposoir
für Streicher und Basso Continuo
komponiert 1672 als Begleitmusik für die
Fronleichnamsprozession.

Michel-Richard de Lalande
(1657 – 1726)
war ein französischer Violinist, Organist und Komponist. Als fünfzehntes Kind eines Schneiders geboren, sang er zuerst im Chor der Kirche Saint-Germain-l’Auxerrois in Paris. Später machte er eine kurze Laufbahn als Violinist, erhielt aber keine Anstellung. Daraufhin wurde er ab 1676 nach und nach als Organist an vier Pariser Kirchen berufen, so an Saint-Gervais als Nachfolger von Charles Couperin.
Nach dem Tod von Jean-Baptiste Lully wurde er 1689 der musikalische Günstling des Königs. Er erfüllte ab sofort die Funktion des Superintendenten der Hofmusik. Sein kompositorisches Schaffen umfasste hauptsächlich durch den König bestellte Kirchenmusik.
Die Musik de Lalandes vollzieht eine Synthese des französischen und italienischen Stils und setzt das Werk von Marc-Antoine Charpentier fort. Sie erreicht ihren Höhepunkt in den 75 Grands Motets für Solisten, Chor und Instrumentalensemble mit gegen 120 Mitwirkenden. Sein Schaffen umfasst mehr als 300 Werke; neben den Grands
Motets komponierte er auch unterhaltende Musik, wie seine bekannten Symphonies pour les Soupers du Roy und die Variationen über französische Weihnachtslieder, die damals beliebten Noëls.
De profundis clamavi
komponiert 1689
Der Psalm 130 (Vulgata: 129) wird oft nach seinem Anfang «Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu Dir» in der lateinischen Form De profundis oder auch sechster Busspsalm genannt. Der Text gehört zu den traditionellen Totengebeten der katholischen Kirche und wird u. a. im Begräbnisritus rezitiert. Dieses Werk aus der Reihe der Grands Motets ist wohl das bekannteste unter de Lalandes Kirchenkompositionen. Das De profundis wurde in Frankreich von mindestens 23 Tonsetzern der Barockzeit komponiert, es ist der meistvertonte geistliche Text. Zahlreiche andere Komponisten haben diesen Psalm vertont, so Johann Sebastian Bach, Christoph Willibald Gluck oder auch Felix Mendelssohn-Bartholdy. De Lalande hat dieses Werk mehrmals überarbeitet; deshalb bestehen davon verschiedene Versionen. Für dieses Konzert verwenden wir jene des Centre de Musique Baroque de Versailles CMBV. (www.cmbv.fr)


Niccolò Jommelli
(1714 – 1774)
war ein italienischer Komponist der neapolitanischen Schule; darin geprägt wurde er durch zwei Meister: Francesco Durante (Kirchenmusik) und Leonardo Leo (Oper).
Den ersten Musikunterricht erhielt
der talentierte Jommelli von einem Kanoniker namens Muzzillo, der den Chor der Kathedrale von Aversa leitete. Zur weiteren Ausbildung wurde Jommelli 1725 in das
Conservatorio Sant’Onofrio in Neapel aufgenommen.
Schon 1737 erschien seine erste Opera buffa, wenige Jahre später dann sein erstes Werk im Genre der Opera seria, was von
nun an den Schwerpunkt seines Schaffens bildete.
Seine weitere Laufbahn verlief rasant. Noch in Rom war Jommelli 1750 per Dekret zum Maestro coadiutore (Vizekapellmeister) der Cappella Giulia am Petersdom ernannt worden – eine Stelle, die er aber nie angetreten hat.
Das Angebot des Herzogs Carl Eugen
von Württemberg, als Hofkapellmeister in seine Dienste zu treten, eröffnete Jommelli eine neue Perspektive. Ende 1753 trat er offiziell sein neues Amt an, das er für die nächsten sechzehn Jahre bekleiden sollte.
1769 liess er sich wieder in der Umgebung von Neapel nieder. Sein opulenter, mit französischen Einflüssen angereicherte Stil, war in Italien aber nicht gefragt – er verfiel
in eine Depression. Am 25. August 1774 erlag er einem Schlaganfall.
Er schuf 220 Bühnenwerke, darunter mehr als 60 Opern, ausserdem zahlreiche Serenaden und Pasticcios, 15 Oratorien,
5 Messen, etliche Kantaten und hunderte geistliche Werke. Trotz diesem riesigen
Werk ist er bei uns kaum bekannt.
Missa pro Defunctis
Requiem
Libera me
komponiert 1756
Die bekannteste Totenmesse vor Mozarts unvollendetem Requiem stammt aus der Feder des damals gefeierten Opernkomponisten Niccolò Jommelli. Die Missa pro Defunctis entstand während seiner Zeit als Kapellmeister am Hofe des württembergischen Herzogs Carl Eugen, anlässlich des Todes der Herzoginmutter Maria Augusta. Das Werk erfuhr in der Folge eine weite Verbreitung und zahlreiche Wiederaufführungen. Jommelli komponierte im neapolitanischen Stil mit einer Besetzung nur mit Streichern und Basso continuo. Die schlichten aber wirkungsvollen Chorsätze sind teils polyphon im Stile antico, teils mit Solo/Tutti- Wechseln gestaltet, während die solistischen Partien den Opernkomponisten erkennen lassen. Libera me ist eine Ergänzung (Responsorium) zum Requiem. Die Idee dahinter liegt in der menschlichen Reflexion über das Ungewisse – über den Tod, den Tag des Jüngsten Gerichts oder was uns unerklärlich ist. Für unsere Konzerte verwenden wir die umfassende Version des Ensemble Vox Luminis unter der Leitung von Peter Van Heyghen, der uns in verdankenswerter Weise auch das gesamte Notenmaterial zur Verfügung gestellt hat. (www.voxluminis.com)

Solisten

Lia Andres, Sopran
Die in Basel aufgewachsene Sopranistin
Lia Andres legte im Jahr 2005 ihre Matura mit dem Schwerpunktfach Musik ab.
Die Begeisterung für das Singen begleitet sie seit ihrem 7. Lebensjahr, und so schloss sie 2013 mit dem Master in Musikpädagogik an der Schola Cantorum bei Evelyn Tubb ab. Seither setzt sie ihre Studien bei Jakob Pilgram und Roswitha Müller in Basel und Mariette Witteveen in Den Haag fort.
Neben ihrer vielseitigen solistischen
Konzerttätigkeit arbeitet sie als Gesangspädagogin und ist Mitglied des professionellen Vokalensembles larynx, beim Barockensemble Voces Suaves, dem Chor der Bachstiftung St. Gallen und des La Cetra Vokalensembles. Innerhalb ihres breiten Repertoires von Monteverdi bis hin zur zeitgenössischen Musik widmet sie sich besonders der Interpretation barocker Werke.
Sie besuchte Meisterkurse bei Margreet Honig, Lina Maria Akerlund, Mariette Witteveen und Alessandro de Marchi. (www.lia-andres.ch)

Melanie Veser, Mezzosopran
In Zürich aufgewachsen, begann sie nach der Matura ihr Orgelstudium an der Musikhochschule Zürich in der Klasse von Rudolf Scheidegger (Grossmünster Zürich), das sie mit dem Lehrdiplom und weiter mit dem Konzertdiplom abschloss.
Parallel studierte sie Gesang bei Rudolf A. Hartmann und später bei Jane Thorner Mengedoht, beide an der Musikhochschule Zürich. Auch das Gesangsstudium beendete Melanie Veser mit einem Lehrdiplom.
Konzerte als Mezzosopranistin führen sie durch die ganze Schweiz, nach Italien und Irland. Bis zu ihrem Wegzug aus Zürich war sie Dozentin für Gesang im Nebenfach an der Zürcher Hochschule der Künste ZHdK und unterrichtete Sologesang am Konservatorium Zürich.
Grosse Rollen verkörperte sie in Musicals wie Franz von Assisi, Martin und 2020 in Zorro.

David Munderloh, Tenor
Der aus den USA stammende Schweizer Tenor David Munderloh schloss sein Studium an der Schola Cantorum Basiliensis mit einem Master-Diplom in Historischer Aufführungspraxis und Theorie ab. Seine Lehrer waren Hans-Joachim Beyer (Leipzig) und Gerd Türk (Basel). Wertvolle Anregungen erhielt er durch die intensive Zusammenarbeit mit Anthony Rooley, die sich auch in seiner Interpretation englischer Lautenlieder niederschlägt.
David Munderloh ist als Solist u.a. auf CD-Erscheinungen mit Hespèrion XXI und Le Concert des Nations (Jordi Savall), Collegium Vocale Gent (Philippe Herreweghe),
dem Ricercar Consort (Philippe Pierlot) und The Harp Consort (Andrew Lawrence-King) vertreten. Er sang im Ensemble Gilles Binchois und war langjähriges Mitglied des amerikanischen Ensembles Chanticleer.
Auf der Opernbühne sah man ihn als
The Madwoman in Benjamin Brittens Kammeroper Curlew River, sowie als Acis und als Damon in Händels Acis und Galatea, aber auch als Don Ottavio in Mozarts Don Giovanni.
(www.davidmunderloh.com)

Reto Knöpfel, Bassbariton
Direkt nach dem Studienabschluss mit Auszeichnung erhielt der Bassbariton im Sommer 2015 das Stipendium der Bayreuther Festspiele. Rege Konzerttätigkeit als Solist (Schöpfung, Matthäus- und Johannespassion) sowie Lieder- und Arienabende führten ihn nach Baden-Baden, Budweis/Tschechien und Bangalore/Indien. Reto Knöpfel debütierte mit der Südwestdeutschen Philharmonie Konstanz im Oratorium The Armed Man von K. Jenkins. Weitere Highlights, wie z.B. Auftritte in der Tonhalle Zürich und im Bundeshaus Bern, folgten. Eine langjährige Zusammenarbeit pflegt der Sänger mit dem Konzertchor Zürichsee unter dem Dirigent Martin Messmer. Reto Knöpfel sang hier
u.a. die Basspartien in den Werken Dixit
Dominus von Vivaldi, Kemptener Te Deum von Franz Xaver Richter sowie in Joseph Haydns Schöpfungsmesse.
Zusammen mit der Sopranistin Leticia Kahraman und der Pianistin Andrea Wiesli gestaltet Reto Knöpfel regelmässig inszenierte Duettabende. Nebst dem ernsteren Repertoire begeistert sich Reto Knöpfel für die Lieder und Chansons der 20er und 30er Jahre, wobei die Affinität zur deutschen Sprache und die Musikalität des Sängers besonders zur Geltung kommen.
Reto Knöpfel ist Initiant der Konzerte Salon Musical auf Schloss Arenenberg. Der Sänger ist u.a. Stipendiat der Elsy Meyer Stiftung und der Stiftung Lyra in Zürich. Ab April 2022 leitet Reto Knöpfel die Abteilung Musik und Kultur an der Kantonsschule Trogen/AR und ist designierter Kurator des Vinoramas in Ermatingen/TG. (www.retoknoepfel.com)
Orchester
